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Maximilian Schmidt
 
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Der Kötzinger Pfingstritt (Pfingstelritt)

Maximilian Schmidt beschreibt diesen Brauch in der Novelle Die Pfingstelbraut. Dieses Brauchtum hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Mehr dazu auf den Seiten von Bad Kötzting.

  Jährlich am Pfingstsonntage findet nämlich nach uraltem Herkommen in Kötzting der sogenannte Pfingstelritt statt. Es ist dies ein Wallfahrtsritt nach der eine Stunde entfernten, im grünen Zellerthale gelegenen Kirche zu Steinbühl. Diese war schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts nach Kötzting eingepfarrt und hatte der dortige Geistliche auch die Seelsorge in ersterem Orte zu besorgen, wo nur in bestimmten Perioden Gottesdienst gehalten wurde. Dichte Wälder bedeckten in jener Zeit Berg und Thal, und dienten Wölfen und Bären und andern wilden Tieren zum Aufenthalte. Da war nun eine solche Wanderung sehr gefährlich, zumal für einen in der Handhabung von Waffen unkundigen Priester. In frommer Fürsorge einigten sich die jungen Bürgerssöhne von Kötzting und gelobten, ihren Priester auf seinem gefährlichen Wege zu begleiten und zu schützen. Im Jahre 1412 machten sie zum ersten Male den Wallfahrtsritt und seit jener Zeit hat er sich erhalten bis auf unsere Tage. Am frühen Morgen findet in der Kötztinger Pfarrkirche der Gottesdienst statt, dann steigen die Wallfahrer zu Pferd und der Zug setzt sich in Bewegung. Priester, Kreuz- und Fahnenträger sind ebenfalls beritten. Der Geistliche hat die Feldmonstranze an einer roten Schnur um den Hals hängen und an derselben ist ein Kränzchen aus Silberdraht, mit Blumen und rotseidenen Bändern verziert, befestigt. Wer von den Männern und Burschen der Pfarrei ein Pferd hat, oder ein solches aufzutreiben vermag, schmückt dasselbe mit Blumen, Bändern und dem schönsten Sattelzeug und reitet im Zuge mit, so daß man die Reiter oft nach hunderten zählen kann.

  Nachdem der Zug unter lautem Gebete in Steinbühl angekommen, wird dort Predigt und Hochamt im Freien vor der Kirche abgehalten und dann der Rückzug in der alten Ordnung angetreten. An den äußersten Häusern von Kötzting wird der Zug von einer Musikkapelle, von dem gesamten Klerus, den Honoratioren, weißgekleideten Mädchen und der Feuerwehr mit fliegender Fahne, in früheren Zeiten von der Bürgerwehr mit „türkischer“ Musik, empfangen und auf den sogenannten Bleichanger geleitet, wo Halt gemacht und von dem Pfarrer eine Ansprache gehalten wird.

  Dabei nimmt er das Kränzlein von der Monstranze und überreicht es einem Jüngling aus dem Bürgerstande des Ortes, der sich unter seinen Altersgenossen durch musterhaftes Betragen besonders ausgezeichnet hat. Der durch diesen Sittenpreis Geehrte heißt der „Pfingstelbräutigam“ und es steht ihm das Recht zu, sich nach der Rückkehr in den Markt nach Belieben eine „Pfingstelbraut“ zu wählen, die er aber gleichfalls unter den Bürgerstöchtern zu suchen hat. Die kirchliche Feier endet mit einem Dankgebete in der Pfarrkirche.

  Der Nachmittag ist sodann dem Vergnügen gewidmet. Gleich nach dem Mittagsmahle begiebt sich der Pfingstelbräutigam mit seinen zwei Zeugen im hochzeitlichen Gewande, den Rosmarin im Knopfloch und das Ehrenkränzlein am Arm, zu den Beamten und angesehensten Bürgern, um sie zur Pfingstelhochzeit einzuladen, welche abends, wie eine andere Hochzeit, durch Festmahl und Tanz gefeiert wird und nicht selten das Vorspiel ist zu einer wirklichen Hochzeit zwischen dem Pfingstelbräutigam und seiner Braut.

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