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Maximilian Schmidt
 
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Glasfabrikation und Hüttenleute

(aus dem Buch Glasmacherleut')

  Die Glasfabrikation im bayerischen Walde, hervorgerufen durch den großen Reichtum an Holz und Quarz, läßt sich bis auf das Ende des 15. Jahrhunderts zurückführen und bildete dieselbe den Hochpunkt der Industrie im Waldgebirge, deren Erzeugnisse im Welthandel eine hervorragende Stellung einnehmen. Auf mehr als zwanzig Hütten wird diese Fabrikation im großartigsten Maßstabe betrieben, von denen im Durchschnitt jede gegen 300 Klafter Holz verbrennt, ein Bedarf, der auf einem verhältnismäßig so kleinen Flächenraum an keinem anderen Orte der Welt seinesgleichen hat.

  Die Hüttengebäude sind meistens nur aus Gebälk und Brettern aufgebaut, deren hohe Schindeldächer große Oeffnungen zum Hindurchdringen des Rauches enthalten und über welchen so viele gemauerte Schlote hervorragen, als im Innern des sehr einfachen Gebäudes sich Oefen befinden.

  Die Hüttenleute teilen sich nach den ihnen bei der Fabrikation zukommenden Arbeiten in: Glasmacher, Gesellen oder Eintrager, Schmelzer, Schürbuben, Holzspreißler, Holzträger, Pochermann, Hasenmacher und Schreiner, deren Bestimmung aus ihrer Benennung hervorgeht. Außerdem sind in der Hütte je nach ihrer Beschaffenheit: Glasschneider, Glasschleifer, Glasmaler, Formschneider, Modelleure usw. Die Glasmacher sind Meister, deren Anzahl sich nach der Größe der Hütte richtet. Jeder Glasmacher hat auf seine Kosten einen Gesellen, den Eintrager oder Eintragbuben. Die Bezahlung der Glasmacher geschieht in Spiegelfabriken nach dem Zoll, in Hohlglasfabriken nach dem Stück, und können sich dieselben monatlich 100-150 Gulden und noch mehr verdienen. Sie sind meist verheiratet und wohnen in der Nähe des Fabrikgebäudes in kleinen Häusern, welche ihnen der Hüttenherr nebst einigen Grundstücken pachtweise überläßt.

  Trotz ihres guten Verdienstes ersparen sich jedoch nur wenige etwas, denn die Glühhitze der Oefen, der sie fortwährend ausgesetzt sind, verursacht, daß sie ewigen Durst haben, und der unvermeidliche Bierkrug spielt bei diesen Leuten eine große Rolle. Hier heißt es wie beim bekannten Herrn von Rodenstein:

„Man spricht von vielem Trinken stets,
Doch nie vom großen Durste.“

  Indes ist kaum ein Beispiel aufzuweisen, daß je einer von ihnen dem Armenfonds der Gemeinde zur Last fiel.

  Aber auch bei leerem Beutel bleiben sie guter Dinge, und ihren leichten Sinn, der sie auch in solcher Kalamität nicht verläßt, charakterisiert sehr treffend der im Munde des Volkes umgehende Reim:

„Die Glasmacherleut’
San gar lustige Herrn,
Und wenn’s halt koa’ Geld hab’n,
So klappern ’s mit ’n Scherb’n.“

  Die Kleidung der Glasmacher ist wegen der großen Hitze in der Nähe der Oefen äußerst einfach und besteht in einer strohenen Schirmmütze, einem Hemde, einer leinenen Hose, einer Schürze, und in Pantoffeln.

  Aber auch außer der Hütte unterscheiden sich die Glasmacher in Kleidung, Manieren und Sprache merklich von den eigentlichen Waldlern, und bei Kirchweihfesten und andern Gelegenheiten, wo viel Landvolk zusammenkommt, findet man die Hüttenleute auf den ersten Blick heraus. Es sind viele Böhmen unter ihnen, welche als die geschicktesten gelten. Die Glashütten in Schachtenbach, Regenhütte, Frauenau, Oberzwieselau und Buchenau haben einen weitverbreiteten Ruf. An diese reihen sich die Glashütten zu Lohberg, Lambach, Ludwigs- und Theresianthal, Klingenbrunn, die Riedl- und Schönbacherhütte.

  Die Glashüttenbesitzer sind fast durchgehends sehr vermögliche Männer, die sich in ihren glücklichen und unabhängigen Verhältnissen geltend zu machen wissen, weshalb ihnen auch der Volkswitz den Titel „Glasfürsten“ beilegt.

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