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Totenbretter(aus dem Buch Der zweite Schuß) [...] an der Feldkapelle [...], an welcher, gleichwie an vielen anderen Plätzen, die buntbemalten Totenbretter gleichsam in Reih und Glied aufgestellt sind und deren Sprüche die Vorübergehenden zu einem Gebet für die armen Seelen veranlassen. Es sind dies jene Bretter, auf welchen der Verstorbene bis zur Beerdigung ausgestellt war. Sie werden nachher abgehobelt, bemalt und mit einer Inschrift versehen. Man pflegt sie an einzeln stehenden Bäumen, an den Außenwänden der Feldkapellen oder auch frei längs eines vielbegangenen Weges aufzustellen, gleichsam als Denkmäler für die Verstorbenen. An manchen Orten legt man sie auch unbemalt und nur mit drei eingebrannten Kreuzen versehen, an Stelle von Stegen über Gräben und feuchte Wiesenplätze, um sie eher verfaulen zu lassen, denn nach dem Volksglauben ist die arme Seele, welche darauf gelegen, aus dem Fegfeuer erlöst, wenn das Brett vermodert und zerfallen. Der Gebrauch der Totenbretter ist in vielen Gegenden Altbayerns und im Gebiete der künischen Freibauern üblich. Daß solche Totenbretterplätze oft zur Gespensterfurcht Veranlassung geben, ist selbstverständlich; bei Nachzeit umgeht man sie gern, am Tage aber bleibt man vor denselben stehen und befolgt die unter dem Namen des einstigen Inhabers stehende Bitte:
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