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Werke von Maximilian Schmidt

 

Maximilian Schmidt
 
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Die zwei Brünnlein auf der Rusel

(aus dem Buch Die Christkindlsingerin)

  Auf der Rusel, von der ’s G’sangl hoaßt:

Die Aussicht waar prächti,
Da säh ma’ weitmächti,
Die Aussicht waar rar,
Wenn koa Nebel nöt waar,

da is unter anderen Hügeln und Gstoaner a kloa’s Bergl, und in dem stoanigen Bergl wirtschaft seit undenklichen Zeiten a kloa’s Zwergl. Still und alloa lebt’s im Felsen drin, is lusti und trotz sein’ Alter frisch und kräfti. Es hat sie mit sein’ Hammer a wundernett’s Zimmerl ausg’haut und in dem Felsen führ’n kloane Gangerl die Kreuz und die Quer, und alles is ziert mit Gold und Krystall und wunderschön beleucht’t von ara liachten Karfunkel. Hie und da kommt dös Zwergl ans Tageslicht ’raus, wärmt si an der Sonn’ und schaut neugieri ins Thal awi. Da hat’s amal drei Lamperln springa sehgn und a Deanerl singa g’hört. Denkt si dös Zwergl, möcht do’ wissen, wer so schön singt und hat si’ zum Deanerl hing’schlichen, – und wie er ’s g’sehgn hat, hat sei’ alt’s Herzl laut zu schlag’n ang’fanga und er hat si niederg’setzt und lang und lang hin- und herwärts g’sonna. Wie wär’s, hat er si denkt, wenn i dös liebe Deanerl drinna hätt’ in mein’ Bergl; da hätt’ i do’ an’ Ansprach und an’ Unterhaltung und ’s waar nimmer gar so langweili, wie ’s mir gar oft so schmerzli wird. Da hat er si putzt und g’waschen, hat d’ Taschen voll Edelstoa g’steckt und is zum Deanerl hinganga. Z’erst hat er ihr a paar Komplimenter g’macht und hat si dabei so possierli ang’stellt, daß ’s Deanerl grad ’naus hat lacha müass’n. Wie er aber mit a Hand voll Edelstoa aufg’wart hat, hat si ’s Deanerl gar nimmer verkennt vor lauter Freud über die blitzenden Stoan.

  Im Anfang is ihr dös Zwergl freili a weng grauli vorkomma, aber nach und nach is ’s ganz vertrauli mit eam worn und hat mit eam g’spielt, als wär’s a Kamerad von ihr. Dös haben ’s den Sommer und Hirgst über trieb’n. Wie aber der Winter kommen is, hat’s ’s Zwergerl nimmer heraußen aushalt’n kinna, weil’s eam z’kalt worn is, und darum hat er zum Deanerl g’sagt, es möcht eini kommen in sein’ Bergl, da hätt er a prächtigs Haus, wo ’s trauli und warm is, und Gold und Alabaster und Edelstoa könnt’s hab’n grad gnua. Dös Deanerl is richti eini in den prächtigen Bau und hat si nöt satt sehn könna an all die schöna, winzigen Sachen, an dem Gold und Edelg’stoa, dös ihr’s Zwergerl alles g’schenkt hat. „Nimm alles,“ hat er g’sagt, „was d’ siehgst, und spiel’ und tandl’, so lang d’ willst.“ Und ’s Deanerl spielt und tandelt, vergißt si ganz und gar – und drüber san zehn Jahr voganga, grad wie r a wunderschöner Traum. Da fallt dem Deanerl amal a Lilienkranz von Alabaster aus der Hand und bricht mit an’ hell’n Schlag auf ’n Pflaster z’samm. ’s Zwergl und ’s Deanerl san drüber erschrocken und aufg’fahren, als wär’n ’s plötzli aus ’m Schlaf erweckt worn. ’s Zwergerl war no’ kloa’ und schmächti, aber ’s Deanerl, dös is in den zehn Jahren a schöne, holde Jungfrau worn mit langen, goldenen Locken und an’ wunderliablichen G’sicht und war so groß, daß ’s wie r a Riesin dem Zwergerl geg’nüber g’stand’n is. Und dös Zimmerl und die Gangerln waren jetzt für sie z’ nieder und z’ schmal. Sie wollt’ naus aus dem Bergl, aber es is nimmer ganga. Da hallt ihr schmerzlich’s Jammern durch’s kloa’ Haus, es is ihr gwen, als ob’s lebendi begrab’n wär. D’ Stoa’ hätt’n si drüber erbarmen mög’n, wie ’s in ihrer Verzweiflung Tag und Nacht um Hilf g’ruafen hat, aber es war nöt z’ helfen. ’s Zwergerl is wie verstoanert in an’ Eck g’stand’n, hat g’woant und d’ Handerln g’runga, denn er wußt’ si nöt z’ raten, bis endli der Tod die arme Jungfrau von ihrer schrecklin Not befreit hat. Da hat ihr ’s Zwergerl an’ korallen’ Sarg mit an’ Krystalldeckel g’macht und ringsum verziert mit Gold und kostbare Stoaner. Neb’n dem Sarg sitzt er und woant, und seine Zähren rinna drauf in endlosem Jammer, denn an’ solchen Zwergerl kann sei’ Herz niermals brech’n. So lang d’ Welt steht, muaß er woana und trauern, und seine viel’n Zähren rinna als zwoa Brünnerl außa aus dem Bergl, wo sei’ Haus is. Die Brünnerln, die eiskalt und krystallern ’rausquellen, san ringsum eing’faßt mit Veigerln und Vergißmeinnicht. Sie murmeln so wehmüati im Schatten über glänzende Kieseln dahin, und jedem, der d’raus trinkt, wird’s weh und woanerli z’ Mut, weil’s aus dem Bergl kommen, wo dös arme Zwergerl ewi woant um sei’ Riesendeanerl.

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