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Werke von Maximilian Schmidt

 

Maximilian Schmidt
 
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Die drei stolzen Mädchen

Dreisessel
 
(aus dem Buch Der Mautner-Flank)

  Auf diesen Felsen stehend, wird auf Grund einer im Volke lebenden Sage manches spröde Mädchen vor Hochmut und Hoffart zu warnen versucht, freilich nur in neckischer Weise von den jungen Männern. Es wird nämlich erzählt, daß in jener Zeit, als die Fürsten ihre Zusammenkunft auf dem Dreisesselberg hielten, in den Burgen zu Wolfstein, Hauzenberg und Riedl drei wunderholde Fräulein lebten. Um diese warben drei junge Edelleute aus dem Gefolge der Fürsten, ein Bayer, ein Östreicher und ein Böhme. Aber die Fräulein waren ebenso hoffärtig als liebreizend, und ihr Herz stand nach gräflichen oder wohl gar fürstlichen Freiern, weshalb ihnen die schlichten Ritter nicht gelegen kamen. Um diese abzuschrecken, setzten sie den Preis ihrer Schönheit über die Maßen hoch und stellten den Jünglingen beinahe unerfüllbare Bedingnisse. Gleichwohl nahmen die Ritter die harten Satzungen an, empfingen nun aus der Hand der Fräulein jeder ein goldenes Fingerreiflein. Damit sollten sie sich, wenn sie ihre Abenteuer glücklich durchgekämpft, von heute an übers Jahr, am Abend vor dem Dreikönigsfeste, gemeinsam auf dem Dreisesselstein einfinden. In der Mitternachtsstunde würden sodann auf den Warten der drei Burgen Freudenfeuer auflodern zum Zeichen, daß man der Bräutigame in Jubel harre. Die Ritter zogen nun in den Gauen herum, bestanden manchen heißen Strauß, kämpften mit Riesen und Drachen, und nachdem sie alles, was ihnen geboten war, pünktlich vollführt, arbeiteten sie sich an dem bestimmten Tage mühsam durch den tiefen Schnee zum Dreisesselberge hinan, um auf dem Gipfel desselben die versprochenen Zeichen abzuwarten. Eine Ewigkeit schien ihnen die Zeit bis zur Mitternacht; diese kam und verrann – aber nirgends brannten die ersehnten Feuer. Die Ritter merkten jetzt – zu spät –, daß sie geäfft seien, und voll Unmut zogen sie die Ringe von den Fingern und warfen sie, jeder nach einer anderen Himmelsgegend, in die mit Schnee bedeckten Abgründe. Darauf zogen sie von dannen auf Nimmerwiederkommen. Die stolzen Dirnen aber führte kein Freier zum Altar. Sie welkten dahin in den freudeleeren Mauern ihrer Schlösser und sanken ins Grab, ohne auch dort Ruhe zu finden. Denn alljährlich in der Dreikönigsnacht sieht man sie die Kuppe des Dreisesselberges umirren, vergeblich die klafterhohe Schneedecke nach ihren Ringen durchwühlen. (Ad. Müller.)

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