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Das Englmari-SuchenMaximilian Schmidt beschreibt diesen Brauch im zweiten Teil seiner Autobiographie und im Buch Der Bettler von Englmar. Auch heute findet das Englmari-Suchen noch jährlich in Sankt Englmar statt. Allerdings nicht mehr an Fronleichnam, wie zu Schmidts Zeiten, sondern am Ostermontag. Mehr dazu auf den Seiten von Sankt Englmar. Auf einer Jagd, welche der mächtige Graf hier in der Gegend abhielt, stöberte nun ein Jagdhund die in einem Gebüsche versteckte Leiche auf, welche der Graf dann auf einem mit Ochsen bespannten Wagen in feierlichem Zuge nach der Einsiedelei zurückbringen und dort in der Kapelle begraben ließ. Der erste Vorsteher des nahen Klosters Windberg, Rudbertus (1125-1140), ließ jedoch die Ueberreste des seligen Englmar in das jetzige Dorf Englmar übertragen und über ihnen eine Kirche erbauen. Von da ab ward Englmar bis auf den heutigen Tag von zahlreichen Wallfahrern besucht. Das „Englmari-Suchen“, welches mit der Fronleichnamsprozession verbunden worden, hat sich zu einem kleinen Volksfeste ausgewachsen. Von der ganzen Umgegend kommen die Leute zu diesem Schauspiele herzu. Die Holzstatue des Seligen wird im Gebüsche versteckt. Die Prozession nimmt ihren Weg über die Felder und hinter der Geistlichkeit reitet der Graf von Bogen mit Rittern und Knappen, dabei ein Jagdknecht mit den Hunden, die er an der Leine führt. Plötzlich hält der Zug an, der „Engel voraus“ erhebt den Stab, zum Zeichen, daß im nahen Gebüsche etwas verborgen sei. Der Jagdknecht wird von dem Grafen mit den Hunden dorthin geschickt, um alsbald die Nachricht zu bringen, daß der Eremit dort erschlagen liege. Der Graf steigt nun mit seinem Gefolge vom Pferde und begiebt sich zu Fuß nach dem Fundorte. Dort knieen sie vor dem Leichnam nieder, ihm ihre Verehrung bezeugend. Auf einen Befehl des Grafen wird dann die Statue zu dem hinter der Prozession bereitstehenden Ochsenfuhrwerk gebracht, um in feierlichem Zuge nach der Kirche in Englmar zurückzukehren. Dieser Prozession reiten Hunderte von Reitern voraus, lauter prächtige Bauerngestalten auf festlich geschmückten, meist selbst gezüchteten Pferden." Der selige Englmar, welcher zu Ende des elften Jahrhunderts als Einsiedler hier in der Wildnis lebte, ward von einem Dienstmann des Grafen von Bogen erschlagen. Der Leichnam wurde gelegentlich einer Jagd aufgefunden und in feierlicher Weise auf einem mit Ochsen bespannten Wagen fortgeschafft. Auf der Stelle, wo die jetzige Pfarrkirche steht, hielt das Gespann plötzlich an, und dies galt dem Grafen als ein Zeichen, daß hier der Leib des Märtyrers zur Ruhe gebracht werden sollte, was auch geschah. Eine Kirche wurde gebaut und um dieselbe entstand das Dorf Englmar. Die Bewohner des letzteren samt den Angehörigen der ziemlich weit ausgedehnten Pfarrei geben nun seit uralter Zeit ihrer Verehrung für den Heiligen dadurch besonderen Ausdruck, daß sie in einer dramatischen Darstellung die Auffindung seines Leichnams dem Volke vorführen. So erscheinen in der Tracht des elften Jahrhunderts, allerdings mit sehr modernen Zutaten, der Graf von Bogen mit einem Prinzen und mehreren Knappen, dem Burggeistlichen und dem Junggrafen, sämtlich zu Pferd, der Prälat von Windberg mit Begleitung, ein Jäger mit dem Hunde, zwei Knechte, die den mit zwei schönen Ochsen bespannten, grün angestrichenen Englmari-Wagen lenken, und noch andere Mitspielende. Allen voraus schreitet ein Engel mit goldglitzerndem Stab. Die berittenen Männer und Jünglinge der Pfarrei auf ihren prächtigen, best geschmückten Pferden eröffneten paarweise den Zug. Die übliche Fronleichnamsprozession schließt sich unmittelbar den Genannten an. Am Fuße des Hügels angekommen, wo die aus Holz geschnitzte Figur des heiligen Englmar unter einem Felsen im Gebüsch verborgen liegt, verläßt der Engel den Zug und besteigt den Felsen, mit hocherhobenem Arme anzeigend, daß hier der Märtyrer gefunden werde. Sofort eilt der Jäger mit dem Hunde zu der bezeichneten Stelle, hebt die Tannenästlein hinweg und findet den Gesuchten. Er eilt zurück und meldet es dem Grafen, der sofort vom Pferde steigt und sich mit seiner Begleitung zum Fundorte begibt, sich auf die Knie wirft und dann Auftrag gibt, daß der Leichnam zu dem Wagen getragen werde. Nachdem dies in feierlicher Weise geschehen, steigt der Graf wieder zu Pferd und die Prozession nimmt ihren Fortgang. Die Statue des heiligen Englmar wird mitgefahren, an der Pfarrkirche angelangt, in diese unter feierlichen Zeremoniell der sie begleitenden handelnden Personen getragen und auf eine hiezu bereit gehaltene Estrade gelegt. Die Vorführung dieses mittelalterlichen Spieles lockt jährlich mehrere Tausend Fremde aus nah und fern heran, die damit zugleich eine der herrlichsten Touren im bayerischen Waldgebirge verbinden. Die Glocken der Pfarrkirche läuteten soeben zum Hochamte, das der Prozession vorangeht. [...] Nach dem Gottesdienste fand sodann die Fronleichnamsprozession in Verbindung mit dem Englmari-Suchen statt." |