Dieser Stilzl war ein Roßhirt gewesen und hatte dreizehn Rosse unter sich. Als er eines Tages eintreiben wollte und seine Tiere abzählte, fehlte ihm eines. Das kam daher, weil er selbst auf einem saß, das er mitzuzählen unterließ. So sprengte er denn im Holze auf und ab, die Kreuz und die Quer, fand aber nirgends das verloren geglaubte Pferd und geriet hierüber so in Verzweiflung, daß er sich an dem Aste einer Föhre aufknüpfte. Seitdem „reigierts“ im Hölzchen und der Stilzl treibt seinen Schabernack mit den Bauern, die hier im Winter das Holz wegfahren. Oft hilft er den Schlitten schieben, daß es federleicht auf dem schlechten Weg von dannen geht; ein anderes Mal setzt er sich aber darauf und man bringt das Fuhrwerk nicht weiter, so viele Ochsen man auch vorspannen mag, worüber der Stilzl immer ein höhnisches Lachen aufschlägt. Einzelnen Leuten, die sich irgend einer bösen That bewußt sind und nachts in sein Revier kommen, setzt er sich auf den Nacken und reitet sie lachend bis an den Saum des Waldes. Schon von weitem hört man ihn herankommen. Er zählt nämlich langsam und laut von eins bis zwölf; ist man bis dahin nicht aus seinem Reviere, so sitzt er einem mit „dreizehn“ sicher auf dem Nacken.
Da Stilzl suacht aaf d' Eintreibzeit
Sei' Roßherd zsamma aaf da Weid
Im Föhraholz tiaf drinn,
Er sehnt si' hoam ins Dörfa'l draus,
Schaugt ja sei' Deana'l na' eam aus,
Sei' treua Schatz, d' Regin.
An dö denkt a so woltern gern,
Sie is sei' All's, sei' oanz'ga Stern,
Er möcht ihr 's Kranz'l bringa.
'n Bissen spart a si' vom Mund,
Und draaf sinniert er manche Stund,
Wia d' Heiret eam kunnt glinga.
Bis iatz is ganga alles guat;
Heunt aba sinkt eam schier da Muat,
Wiar eam aaf d' Eintreibzeit
Von dreizehn Rossen an da Zahl,
So oft a 's zählt, halte anemal
Oa' Stuck davo' hat g'feit.
Er reit' im Holz wohl hin und her,
Sprengt umatum dö Kreuz und Quer,
Dö Angst preßt eam sei' Brust,
Weil all sei' Suacha nixi nützt,
Dös Roß, aaf dem a selba sitzt. -
Grad dös feit eam ja just.
Er ruaft's bein Nama, fluacht und schreit,
Suacht's in da Fern, dieweil a 's reit;
's Roß schnaubt, beißt aaf dö Kett'n
Und wiehert hell, als wollt's eam sag'n:
„I bin ja da, hör aaf dei' Klag'n,
Es is ja nöt vonnöt'n.“
Und so is's worn tief dunkle Nacht,
Sei' Suacha hat eam nixi bracht,
Er jammert über d' Maß'n
Und denkt daran mit z'wirrten Sinn,
Daß mit 'n Roß d' Regina hin,
Wenn a vom Deanst entlass'n.
Da arme Stilzl mirkt's gar nöt,
Daß eam da böse Feind zuared't,
Zur schlechten Tat hi' drängt.
Es wird eam rabiat im Kopf,
Und andern Tags find't ma' den Tropf
Im Föhraholz aafg'hängt.
Und sitta spukt's im Föhrawald,
Da Stilzl treibt mit jung und alt
Sein' Schabernack und Neck'n;
Da Stilzl is a schlaua Geist,
Dö braven Bauern g'fälli meist,
Für böse Leut a Schreck'n.
Da hockt a si' beim Holzausfahr'n
Oft gaahi hinten aaf'n Karr'n,
Und lacht dazua ganz hell;
Da hilft koa' Schiab'n und hilft koa' Schlag'n,
Dö Ochsen ziag'n umsunst am Wag'n,
Er will nöt von da Stell.
Do is's da richti Bauersmo',
Den just da Stilzl leiden ko',
Na' schiabt er selm am Karr'n,
Und wenn dö Ladung no' so schwaar,
Dö sunst nöt weita z' bringa waar,
Geht's fedaleicht zum Fahr'n.
Geht's sched ins Föhrahölzl nei',
's muaß na 'n Aveläuten sei',
Da därft's nöt lang draaf pass'n,
Ob enk da Stilzl guata Froand
Und wia r a's grad mit enk vomoant,
Wird a glei mirka lass'n.
Aaf d' Weiten wenn a oan daschaut,
So grinst und plärrt a, daß 's eam graut,
I rat enk's, laaft's bei Zeit'n.
Z'erst zählt a langsam bis aaf zwölf,
Bei dreizehn aba - no', Gott helf!
Hockt a enk aaf zum Reit'n.
Da schreit a „Hussa he!“ und „Wieh!“
Und reit enk bis zun Waldsaam hi'
Und gogt enk hoam rechtschaff'n.
Und wo's nöt friedli awageht,
Siehgt ma 'n diemal nachts von da Gred
Für 's Fensta eini gaff'n.
Sei' arme Dirn, d' Regina, hat
In Liab und Treu bet't fruah und spat.
Koa Mensch mehr lacha siehgt's.
Aaf seine Nummern setzt's vial hi',
Und richti in da Lotterie
An' Haufen Geld draaf kriegt's.
Dö schenkt dös Geld dö arma Leut,
Daß 's eam dabeten d' Seligkeit,
Und laßt vial Messen les'n,
Bis endli g'wes'n dalöst ihr Bua,
Sei' arme Seel hat kriagt a Ruah,
Und gar da Spuk is g'wes'n.