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Briefwechsel mit einem Freikirchler

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Brief vom 02.02.1999

Hallo Christian,

wie versprochen Teil 2 der Antwort zu Deiner Mail. Und damit kein falscher Eindruck aufkommt: Ich habe mich echt über Deine Mail gefreut - aber beim genaueren Hinschauen habe ich bei den meisten Punkten leider eine ganz andere Meinung als Du. Also dann mal los...

Hallo Wolfgang!
Nun muss ich wohl doch etwas zu der Predigt sagen, die Du weitergereicht hast. Dazu drängt es mich einfach. Die "Ablehnung von Christi Herrschaft" sei "der Grund für alles Blutvergießen, Gewalt, Rassenhaß, moralischen Niedergang, Drogenmißbrauch und Ausbruch von tödlichen Sexualkrankheiten".
Nun, die ersten Punkte bedingen sich aus der Abwendung von den christlichen Idealen.

Hier habe ich schon meinen ersten Kritikpunkt: Ein Leben als Christ ist weit mehr als das nacheifern nach "christlichen Idealen"! Und "gut sein" ist für den Menschen ohne Gottes Hilfe unmöglich.
Doch bei letztem Punkt muss ich doch einschränken, dass dies damit nur bedingt zu tun hat.

Warum? Woher kommt denn all das Negative, das Schlechte, das Böse in der Welt? Selbst "normale" Krankheiten sind nicht normal, sondern eine Folge des Sündenfalls. Gott hatte die Welt perfekt bzw. "sehr gut" geschaffen!

geschaffen:
Wolfgang glaubt also an die Schöpfungsgeschichte.

Zudem aber auch: In Jeremia 31, 31-34 spricht Gott vom neuen Bund, der durch Jesus erfüllt wurde (ab Hebräer Kapitel 8). Unter anderem spricht Gott: "Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz." Und dies gilt für alle Menschen, ob sie nun Gott erkennen oder nicht, an ihn glauben oder nicht.
Auf gar keinen Fall. (Begründung gleich).

Bibelstelle:
Aus der Bibel läßt sich diese Schlußfolgerung nicht schließen, nicht in diesem Textzusammenhang. Mir gefällt nur diese kurze Aussage so sehr. Und sie drückt auch meine Gewissheit aus, dass in jedem Menschen das Gute verankert ist (siehe nächster Satz von mir).
Dies bedeutet für mich aber auch: Auch wenn der Glaube an Gott nicht gegeben ist, so ist doch in jedem das Gesetz Gottes, in jedem das Gute verankert.
Nein, dem kann ich so nicht zustimmen. Das wäre ja wieder der alte Spruch davon, daß der Mensch im Grunde gut wäre und nur die Umstände schuld an seinen negativen Eigenschaften sind. Die Wahrheit ist, daß der Mensch seit dem Sündenfall von Grund auf "schlecht" ist, ein hoffnungsloser Fall. Das ist das, was die Bibel über den Menschen sagt und nicht meine Meinung (z.B. Römer 8, 5-8).
Sündenfall:
Hier liegt ein unüberbrückbarer Gegensatz in unseren Meinungen. Es macht einen großen Unterschied, ob jemand an die biblische Schöpfungsgeschichte oder an die Evolutionstheorie glaubt. Während die biblische Geschichte nur auf einen harten und unerbittlichen Gott schließen lässt, zeigt die Evolutionstheorie viel mehr den Ansatz, wie Gott dem Menschen die freie Entscheidung in allen Dingen gegeben hat. (Siehe auch den eBrief vom 26.03.99.)

Aber ich weiß nicht, ob ich richtig verstehe, was Du meinst. Was jeder Mensch hat, ist das Gewissen. Und interessanterweise sind die allgemeinen ethischen Grundsätze rund um die Welt ziemlich identisch. Nur, das Gewissen bringt dich nicht dazu, richtig zu handeln, sondern zeigt dir nur dein ständiges Versagen! Es gibt Dir auch keine Kraft, das richtige zu tun. Deine Meinung (Unter anderem spricht Gott: "Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz." Und dies gilt für alle Menschen, ob sie nun Gott erkennen oder nicht, an ihn glauben oder nicht) steht im direkten Gegensatz zu Vers 34 (Jeremia 31):" ...denn sie sollen mich alle kennen, vom kleinsten bis zum größten. ...". Das ist als Folge von Gottes Handeln ("Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz.") gesagt. Nun, wie sieht die Realität aus? Wie handeln die Menschen, die Politiker? Gott kennen ist für mich sehr viel mehr als nur eine diffuse Anerkennung seiner Existenz! Sicher, seit Jesus' Kommen gilt der neue Bund, aber diese Verheisung ist offensichtlich noch nicht für alle Menschen erfüllt.

"Nein - Gott sagte, ihre Bosheit bestand darin, sich von seinen Ratschlägen abzuwenden, sein Wort nicht zu beachten und statt dessen Menschen zu gehorchen: "... Gott wird sie verstoßen, weil sie nicht auf ihn hörten..." (Hosea 9,17). In Gottes Augen ist die größte Sünde, die ein Gläubiger begehen kann, nicht länger von ihm abhängig zu sein!"
Denkt Gott wirklich so? Nein. Gott ist die Liebe. Wie Gott wirklich wartet und hofft findet sich in der Geschichte vom verlorenen Sohn (Lk 15,11ff).

Wie gehst Du mit der Bibel um? Wenn so etwas in Hosea steht, sollte es dann nicht stimmen, bloß weil es mit unserer Vorstellung von Gott nicht übereinstimmt? Gerade im AT ist Gott oft sehr unbegreiflich für uns/mich.
nicht stimmen:
Es stimmt nicht, so ist es. Weil es mit meiner Vorstellung von Gott nicht übereinstimmt.
Ein gutes Beispiel ist da Hiob [Ijob]. Sogar Gott lobt ihn am Anfang für seine Gerechtigkeit ("Es gibt wie ihn keinesgleichen auf der Erde"), dann kommen die bekannten Hiobsbotschaften. In den folgenden Kapiteln beteuert Hiob immer wieder seine (tatsächlich vorhandene) Unschuld, und wenn Gott bloß käme bzw. mit ihm reden würde, dann würde er recht behalten! (Seine Freunde versuchen ihn immer wieder vom Gegenteil zu überzeugen). Schließlich kommt Gott wirklich und was macht er? Sagt er zart und mitfühlend zu Hiob (ihm gings echt brutal schlecht): ja, ich weiß das du gerecht bist (in Kap. 1 sagt er das!), und das ganze war nur eine Probe deines Glaubens und nun erlöse ich dich wieder?
Ijob:
Ijob ist eine Geschichte, die den Fatalismus voraussetzt. Doch dieser widerspricht der Freiheit, die Gott uns gegeben hat.
Gott lobt ihn:
Es fragt sich nur, wer hier Protokoll geführt hat.
Nein, es kommt eine knallharte Machtdemonstration (Kap. 38): "Wer ist's, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Verstand? Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist!"
Damit genug zu diesem, da könnte man noch mehr schreiben...

"Die hebräischen Worte für "geteiltes Herz" sind hier "treuloses Herz". Du siehst, wenn Du die Treue zu Gott verlierst und Dein Vertrauen in etwas anderes setzt, wird dieses andere Ding zu einem Götzen. Und Gott sorgt dafür, daß dieser Götze zugrunde geht. Er zerstört alles in unserem Leben, das seinen Platz einnimmt!"
Aber: Lk 15,12 „Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.“ Gott fragt nicht, was wir tun und lassen.

Und ob er das tut!
Am Jüngsten Tag, ja.
Er hat uns die totale Freiheit gegeben.
Aber er zieht uns zur Verantwortung für unsere Taten! Wir haben doch keinen Freibrief zum sündigen!!! (Römerbrief) Und wir sollen SEINEN Willen tun, nicht unseren eigenen. Das steht oft genug im NT...

Oder: Mt 21,30 „Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr! und ging nicht hin.“ Auch hier kommt kein Wort des Vorwurfs.

Ja, Gott macht keinen Vorwurf und läßt ihn gehen. Und was war die Folge? Er landete bei den Schweinen! An dieser Stelle stutze ich stets wieder wegen der plastischen Darstellung. Doch zum Thema. Ohne Gott wird der Mensch unzufrieden, entsteht eine Leere in ihm.

"Trotzdem frage ich dich: Was war die Ernte? Was hat uns unser ganzes gebildetes Lernen gebracht? Es hat uns die Plage AIDS gebracht ..."

Eine unglaublich schlimme Aussage.
Wer hat uns diese Plage gebracht? Der Satan? Gott? Der Satan wohl nicht, denn er will verführen (soweit jemand an den Satan glaubt, doch dies ist eine andere Sache). Und Gott auch nicht, denn er will bestimmt nicht das Leid der Menschen.
Aber er zwingt sie auch nicht zu ihrem Glück! Er will, daß sie freiwillig zu ihm kommen! Und wenn sie das nicht tun, dann kommen sie "automatisch" ins Gericht (Jesus: "Wer meine Worte hört und nicht tut, der ist schon gerichtet.") Wir sind für die Gemeinschaft mit Gott geschaffen und wenn wir die verlassen, dann landen wir eben früher oder später bei den Schweinen! Gott braucht da in dem Sinn gar nichts tun, all das negative ist eine logische Folge der Gottesferne! logische Folge:
Da ist auch schon diese fatale Schlußfolgerung, die in Freikirchen häufig zu finden ist ... und die einen ganz gefährlichen (körperlichen) Heilungsglauben nach sich zieht und bei jedem einen nicht genügend großen Glauben vermutet, der in der einen oder anderen Form erkrankt und nicht durch den Glauben an und das Vertrauen in Jesus wieder gesundet.

Doch in der Predigt heisst es weiter:
"Gott sagt: Wenn ihr mich vom Thron absetzt - wenn ihr auf menschliche Weisheit vertraut - werdet ihr eine Ernte der Bosheit einfahren!"
Versteh mich bitte nicht falsch, aber all dies vermittelt doch die eine Botschaft von Gott, die so nicht zutrifft.
Gott ist kein billiger Rächer. Er ist die Güte, das Verzeihen, die Hoffnung und - wie gesagt - die Liebe!

Ich glaube, Du liest das alles ein bißchen falsch. Gott kündigt keine billige Rache an, sondern sagt nur klipp und klar, was die Folgen ihres Handeln sind - selbstverschuldet! Es gibt eben keinen neutralen Zustand, wir können keinen zwei Herren dienen. Entweder Gott oder dem Teufel (Wie soll ich das weiter oben verstehen? Zweifelst Du an seiner Existenz???). Wir hätten es sehr gerne so, das wir autonom und nach unseren Vorstellungen leben können - aber die Bibel sagt klar, daß das nicht geht. Entweder - oder. selbstverschuldet:
Also letztlich doch wieder Rache?
 
Teufel:
Ich glaube nicht an die Existenz des Satans.

Nun, diese Sätze musste ich nun einfach loswerden. Nicht, dass Du Dich jetzt persönlich angesprochen fühlst; diese Predigt stammt ja nicht von Dir. Ich musste nur meine Gedanken aussprechen, und da Du mir den Text gesandt hast, habe ich Dich zum Zuhören auserwählt.

Wie schon mal gesagt, ich habe mich sehr über Deine Mail gefreut und würde mich auch wiederum auf eine Antwort freuen. Ich hoffe auch, daß Du Dich durch meine klare Stellungnahme nicht persönlich angegriffen fühlst - aber ich habe etwas gegen "halbe Sachen" und drücke mich deswegen auch möglichst eindeutig aus. Damit verbinde ich aber keine persönlich Kritik!

Tschau

      Wolfgang

 
 
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