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Briefwechsel mit einem Freikirchler

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Brief vom 12.02.1999

Hallo Wolfgang!

Wir scheinen wohl beide stets unter Zeitdruck zu stehen . :-)
Da sollten wir wohl mal was ändern. Jedenfalls eilt es mir heute auch schon wieder. Und da ich nicht weiss, ob und wann ich in den nächsten zwei Wochen in Regensburg sein werde, schreibe ich heute, und das wohl nur kurz.

Allerdings habe ich gleich wieder eine schwere Kritik an ihr.
Wie gesagt habe ich nichts gegen Kritik. Nur eines fällt mir halt auf, dass Du Deine Ansicht sehr absolutistisch äusserst. Kann es denn nicht auch andere Wege geben?

Welche Grundlage habe ich, über das Geschriebene zu urteilen und mit welchem Recht tue ich das?
Nun, da werden wir wohl nie auf einen Nenner kommen. Ich kann dieses Buch nicht als von Gott inspiriert in dem Sinne, dass jedes Wort Wahrheit ist, annehmen. Ich lese gerne und immer wieder in der Bibel. Doch dies setzt nicht die Hinnahme aller Buchstaben gleich.
Um dies abzukürzen: Auf meiner Homepage habe ich diese Haltung begründet. Diese Einstellung bedeutete einen langen Prozess der persönlichen Reifung (diesen Satz darfst Du nicht verallgemeinern; er bezieht sich nur auf mich). Du findest meine Ansicht unter:
http://www-stud.fh-regensburg.de/~koc36216/relbibel.htm [die URL ist mittlerweile veraltet, jetzt http://www.christian-könig.de]

Dass Gott allmächtig ist, da stimme ich Dir zu. Nur muss dies deshalb nicht auf die Bibel übertragen werden. Kein Jude würde über die alttestamentlichen Schriften sagen, sie seien von Gott inspiriert. Diese Denkweise haben erst wir Christen eingeführt.
Zudem: Die Christen der Urkirche hätten bereits alle verloren, denn sie haben nie an die absolut richtigen Bücher geglaubt. Zum einen ist der jetzige Kanon (NT) erst sehr langsam gewachsen, und es gab in den ersten Jahrhunderten sehr viele Dispute darüber, welche Bücher in die Bibel aufgenommen werden sollen. Die Urchristen haben aus Evangelien und Briefen gelesen, die heute als apokryph gelten. Selbst im Mittelalter war dies noch so. In unsere Zeit hat sich beispielsweise der Ochse und der Esel in der Weihnachtskrippe gerettet. Ein Bild, das im Pseudo-Matthäusevangelium beschrieben ist. War es denn jenen damals nicht bewusst, dass diese Schriften apokryph sind?

Ich will Dir damit keinen Millimeter von Deiner Überzeugung nehmen. Nur musst Du verstehen, dass ich davon nicht abgehen kann. Du schreibst:

Wenn Du sagst, durch Dein persönliches Erleben zeigt dir Gott was richtig und was falsch ist - dann behaupte ich etwas anderes und Du kannst es nicht widerlegen.
Wenn Du an der Bibel zweifelst, dann sägst Du Dir den Ast ab, auf dem Du sitzt. Wenn Du Gott in Dein Schema Deiner (vorstellbaren) Möglichkeiten preßt, dann kannst Du auch nicht an Hilfe in ausweglosen Situationen erwarten. Gott ist himmelweit über unseren Vorstellungen, jede Einschränkung an ihn ist unzulässig und macht den Glauben an ihn wertlos. Du baust Deinen Glauben mit Holz und Stroh, um im biblischen Bild zu bleiben, wenn Du über die Bibel urteilen willst. Und sobald auch nur der geringste Sturm kommt (und Du kannst Dich darauf verlassen, daß er kommt), fliegt alles weg. Gott ist so keine "feste Burg" für Dich, sondern nur eine Buschhütte.

Dies ist Deine Überzeugung. Gut. So soll es auch sein, wenn es Dein Weg ist. Doch Du musst mich verstehen. Wenn ich absolut an die Bibel und den Inhalt glauben würde, dann würde mein ganzer Glaube in nichts zusammenbrechen. Denn ich habe es schon einmal gemacht und dabei meinen Glauben verloren.
Glücklicherweise nicht restlos. Gott hat mir geholfen, einen für mich gangbaren Weg zu finden.

Auch Deine scheinbaren Widersprüche in der Bibel kommen aus deiner "menschlichen" Sichtweise und, krass ausgedrückt, unzureichenden Bibelkenntnis.
Widerlege mir meine Ansichten.

Du bezweifelst einerseits die generelle Glaubwürdigkeit der Bibel, aber anderseits schaust Du buchstabengetreu hin und bemängelst Widersprüche.
Hier hast Du mich erwischt. :-)
Darüber amüsiere ich mich gerne, wenn ich mit anderen diskutiere, aber Du hast es gut erkannt. Dies lässt sich als Schwachpunkt in meiner Argumentation sehen.
Aber nur scheinbar. Denn ich bezweifle die Bibel nicht generell. Ich prüfe jedoch jede Aussage.
Eines kannst Du jedenfalls sagen: Wenn ich mit einer Bibelstelle etwas begründe, so steht diese Begründung auf wackligen Beinen. Denn wenn ich einen Abschnitt als nicht wahr ansehe, so leugne ich ihn auch.
Letztlich hat jedes Gedankengebäude meinerseits, jede Überzeugung aber auch eine Verbindung zur Bibel, die für m i c h gültig ist. Damit begründe ich meine Ansicht für mich und teile sie so auch mit. Du kannst sagen: So ist das nicht. Für mich jedoch hat es Gültigkeit. Ich weiss, auch das lässt sich als Absolutheitsanspruch deuten.
Eine Freundin sagte kürzlich zu mir:
Es wäre schade, wenn es die vielen verschiedenen Kirchen und christlichen Gruppierungen nicht mehr gäbe, sondern nur eine einzige Einheitskirche. Es ginge dadurch die Vielfalt verloren.
Sie hat damit Recht.

Nur noch dies schnell als Beispiel. Da werden wir auch auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Denn ich lese aus Jeremia und Ezechiel einfach das meiner Ansicht nach korrektere heraus.

Beispiel:
Da habe ich wohl etwas zu schreiben vergessen.
Die Zeit läuft mir weg... Nur noch zwei Stellen:
"Erbsünde"/Schlechtigkeit des Menschen: Römer 5,12, Römer 7,19
1.Mose 8,21 (Gott sagt das!)

Viele Grüsse und bis bald mal wieder

      Christian

P.S. Letzten Sonntag konnte ich leider nicht kommen, da war ich bei meiner Grossmutter. Die Semesterferien bedeuten immer Besuche rings herum.

 
 
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