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Briefwechsel mit einem Freikirchler

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29.03.1999 (W)
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Brief vom 05.02.1999

Hallo Christian,

jetzt habe ich schon wieder nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben (der Cip-Pool schließt bald), aber so lange es noch geht, schreibe ich mal.

Gut, daß Du Deine Grundhaltung mitgeteilt hast, ansonsten würden wir echt aneinander vorbei reden. Allerdings habe ich gleich wieder eine schwere Kritik an ihr. Wie in den letzten Mails hoffe ich, daß Du diese "vertragen" kannst - es geht mir wirklich um die Sache.

Es klingt nämlich sehr gut und sehr modern, wenn man sagt, daß man nicht an die Unfehlbarkeit der Bibel glaubt, weil es ja (menschlich gedacht) völlig normal ist, daß sich über die Jahrtausende Fehler einschleichen, ob nun gewollt oder ungewollt. Aber diese Denkweise bezieht Gott nicht mit ein und verursacht ein Riesenproblem.

nicht mit ein:
Jein. Sie verdeutlicht die Freiheit, die Gott uns gegeben hat.
Nämlich: Wer sagt mir, was an der Bibel richtig und was falsch ist? Welche Grundlage habe ich, über das Geschriebene zu urteilen und mit welchem Recht tue ich das? Wenn nämlich Gott so existiert, wie er sich in der Bibel offenbart, dann ist eine wesentliche Eigenschaft seine Allmächtigkeit. Ich weiß nicht, ob Du dieser Eigenschaft zustimmst, ich denke schon. mit welchem Recht:
Die Grundlage ist mein Verstand, den Gott mir gegeben hat, damit ich ihn gebrauche.
 
zustimmst:
Versteht sich, was aber nichts mit der Bibel zu tun hat.
Nun, wenn er wirklich allmächtig ist, wenn uns kein Haar vom Haupt fällt ohne seinen Willen, wenn kein Spatz ohne seine Zustimmung stirbt, wenn er einfach durch seinen Willen/Wort die Erde geschaffen hat und Könige und Herrscher nach belieben ein- und absetzt (Paulus: Alle Obrigkeit ist von Gott) - dann ist es ein Witz für ihn, dafür zu sorgen, daß die Bibel richtig überliefert wird. Und nachdem sie das einzige "Handfeste" ist, was wir von Gott haben, wird er schon dafür Sorge tragen, daß sie stimmt - denn nach was sollten wir uns sonst richten? Wer gibt uns die Maßstäbe vor? Wenn Du sagst, durch Dein persönliches Erleben zeigt Dir Gott was richtig und was falsch ist - dann behaupte ich etwas anderes und Du kannst es nicht widerlegen.
ohne seinen Willen:
Schicksalsgläubigkeit
 
ein- und absetzt:
Hitler, Stalin, Hussein, Milosevic?
 
das einzig "Handfeste":
Die Schöpfung nicht zu vergessen, in der Gott uns ebenso begegnet.
Wenn Du sagst, manche Wunder in der Bibel kannst Du nicht glauben, weil sie zu unwahrscheinlich sind - dann sage ich, ich kann Joh. 3,16 nicht glauben, weil daß das größte Wunder von allen ist. Gott ist ALLMÄCHTIG, und ihm ist nichts unmöglich. Und wenn er es nicht wäre, dann hätte ich kein Interesse an ihm. Wer sagt mir dann, ob er immer Zeit für mich hat, ob er sich nicht irgendwann um etwas wichtigeres kümmern muß? Bei den Ansprüchen die Gott an uns stellt und den Verheißungen die er macht, muß er allmächtig sein, sonst wäre er ein Lügner und Betrüger. Und da er das nicht ist, so ist auch die Bibel absolut war.

Joh. 3,16:
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Lutherbibel; da Wolfgang stets aus dieser Bibel zitiert, werde ich seine angeführten Stellen aus dieser Übersetzung verwenden)
 
ist auch:
Die Begründung holpert etwas. Die Schlußfolgerung steht nicht im Zusammenhang.

Wenn Du an der Bibel zweifelst, dann sägst Du Dir den Ast ab, auf dem Du sitzt. Wenn Du Gott in Dein Schema Deiner (vorstellbaren) Möglichkeiten preßt, dann kannst Du auch nicht Hilfe in ausweglosen Situationen erwarten. Gott ist himmelweit über unseren Vorstellungen, jede Einschränkung an ihn ist unzulässig und macht den Glauben an ihn wertlos. Du baust Deinen Glauben mit Holz und Stroh, um im biblischen Bild zu bleiben, wenn Du über die Bibel urteilen willst. Und sobald auch nur der geringste Sturm kommt (und Du kannst Dich darauf verlassen, daß er kommt), fliegt alles weg. Gott ist so keine "feste Burg" für Dich, sondern nur eine Buschhütte.

Du sitzt:
Ich sitze glücklicherweise nicht auf diesem Ast.
 
erwarten:
Wie heisst es so schön: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ So ist es. Was nicht heißen soll, daß Gott nicht anwesend wäre. Doch auf die andere Weise wären wir schon wieder bei der Schicksalsgläubigkeit.
 
an ihn wertlos:
In einem Brief an Michl kommentiere ich (12.02.): "Was will ich da noch sagen? Da bin ich chancenlos. Ich finde es nur traurig, wenn nicht gar schlimm, dass ich nach seiner Ansicht nach meinen Glauben nicht so leben darf wie ich es für richtig halte. Mir sogar sandigen Boden vorwirft. Tja."
 
über die Bibel:
Es stellt sich halt immer wieder die Frage, was die Bibel mit dem Glauben an Gott zu tun hat.

Ich denke auch, daß die Bibel heute so ist, wie Gott sie haben will. Ob andere Bücher auch gepasst hätten (Ein Brief von Paulus ist definitiv verloren gegangen), kann uns vollkommen egal sein. Gott wird uns nach dem beurteilen, was wir haben - und das ist mehr als genug.
Auch Deine scheinbaren Widersprüche in der Bibel kommen aus deiner "menschlichen" Sichtweise und, krass ausgedrückt, unzureichenden Bibelkenntnis.

Weiter machst Du einen logischen Fehler, der mir schon öfters bei anderen aufgefallen ist: Du bezweifelst einerseits die generelle Glaubwürdigkeit der Bibel, aber anderseits schaust Du buchstabengetreu hin und bemängelst Widersprüche. Wenn schon, dann müßtest Du diese "Unschärfe" auf die ganze Bibel anwenden. Dem stimme ich später auch augenzwinkernd zu. Denn wer nicht schaut, wo die Fehler der Bibel zu finden sind, wird auch nicht die Wahrheiten entdecken.

Glaubwürdigkeit des AT: Jesu Lehre widerspricht ihm in keinster Weise!!! Im Gegenteil, er zitiert es öfters (ohne auf Ungenauigkeiten hinzuweisen) z.b. Mk.12,10. Im Gegenteil, er sagt (Joh. 7,38): "Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen". Welche Schrift? Das AT, eine andere gab es noch nicht! Es gäbe da noch mehrere Stellen (z.B. Joh. 13,18).

Mk.12,10:
„Habt ihr denn nicht dieses Schriftwort gelesen (Psalm 118,22.23): Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.“
 
Das AT:
Einen verbindlichen Kanon gab es zur Zeit Jesu noch nicht. Zudem in jener Zeit auch apokryphe Schriften durchaus noch üblich waren. Warum werden diese heute nicht mehr beachtet?
 
Joh. 13,18:
„Das sage ich nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden (Psalm 41,10): Der mein Brot ißt, tritt mich mit Füßen.“

Paulus (2.Tim.3,16): "JEDE Schrift ist von GOTT eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung usw."
Oder Apg 17,11: ...forschten täglich in der Schrift... - AT!!!

Die Zeit läuft mir weg... Nur noch zwei Stellen:
"Erbsünde"/Schlechtigkeit des Menschen: Römer 5,12, Römer 7,19
1.Mose 8,21 (Gott sagt das! )

Römer 5,12:
„Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“
 
Römer 7,19:
„Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“
 
1.Mose 8,21 (Gen 8,21):
„Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.“
 
Gott sagt das:
Und ich kann wieder nur fragen: Wer war der Protokollführer?

und: Böse Taten ohne Vorgeschichte gibt es nicht! Sie kommen aus dem Inneren, das demzufolge auch böse sein muß!

Irrtum. Das Innere baut sich nicht allein aus dem Inneren zusammen. Es spielen viele Umwelteinflüsse mit. Und die Umwelt kann sehr prägend für einen Menschen sein (Lernen am Modell). Wenn dem Menschen die Einsicht vermittelt werden kann, dass sein Verhalten falsch ist, kann er es auch ändern. Doch erst muß ihm dieses Wissen vermittelt werden. Das hat also nichts mit „gut“ oder „böse“ zu tun.

zum Zorn Gottes: Ich habe eine ganze Reihe Bibelstellen darüber (AT wie NT), schau mal in eine Konkordanz!

Denke mal sorgfältig über Deine Überzeugungen nach! Ich will Gott nicht mies machen, aber Dein Bild von ihm ist unvollständig, mit fatalen Konsequenzen.

fatalen Konsequenzen:
Fatalismus!

O.k. , wenn Du am Sonntag kommst, können wir ja noch weiter reden.

Viele Grüße

      Wolfgang

 
 
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