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Briefwechsel mit einem Freikirchler

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Brief vom 10.03.1999

Hallo Christian,

langsam wird es mal wieder Zeit, eine Mail an Dich zu schreiben. Ich muß mir bei Gelegenheit nochmal unseren ganzen Mailwechsel anssehen, leider habe ich schon so ziemlich das Meiste vergessen... Aber Deine letzte Mail habe ich gerade nochmal durchgelesen, und, logischerweise :-) gleich wieder eine paar Anmerkungen.

Hallo Wolfgang! Wir scheinen wohl beide stets unter Zeitdruck zu stehen . :-) Da sollten wir wohl mal was ändern. Jedenfalls eilt es mir heute auch schon wieder. Und da ich nicht weiss, ob und wann ich in den nächsten zwei Wochen in Regensburg sein werde, schreibe ich heute, und das wohl nur kurz.
Wieder gut zurückgekommen?

> Allerdings habe ich gleich wieder eine schwere Kritik an ihr.
Wie gesagt habe ich nichts gegen Kritik. Nur eines fällt mir halt auf, dass Du Deine Ansicht sehr absolutistisch äusserst.

Tja, da hast Du recht. Aber wenn ich so "absolutistisch" meine Ansicht äußere, dann ist das der Ausdruck dafür, daß ich eine eindeutige Meinung habe. Es kann natürlich jeder versuchen, mir das Gegenteil zu beweisen - d.h. ich kann mich selbst auch in Frage stellen. mich selbst auch in Frage stellen:
Ich hoffe es. Doch zu bemerken war bisher nichts. Nun, es geht auch um unsere absoluten Grundlagen, die wir uns beide nicht nehmen lassen werden. Wobei ich auf überzeugende Argumente schon hören werde.

Kann es denn nicht auch andere Wege geben?

Joh 14,6: Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; n i e m a n d kommt zum Vater, denn durch mich! Weg:
Klingt gut und ist auch wahr. Dennoch bleibt die Frage, wie dieser Weg beschaffen ist. Zudem ist jeder Mensch ein Individuum. Daher gibt es zwangsläufig verschiedene Wege.

Welche Grundlage habe ich, über das Geschriebene zu urteilen und mit welchem Recht tue ich das?
Nun, da werden wir wohl nie auf einen Nenner kommen. Ich kann dieses Buch nicht als von Gott inspiriert in dem Sinne, dass jedes Wort Wahrheit ist, annehmen. Ich lese gerne und immer wieder in der Bibel. Doch dies setzt nicht die Hinnahme aller Buchstaben gleich.
Um dies abzukürzen: Auf meiner Homepage habe ich diese Haltung begründet. Diese Einstellung bedeutete einen langen Prozess der persönlichen Reifung (diesen Satz darfst Du nicht verallgemeinern; er bezieht sich nur auf mich). Du findest meine Ansicht unter: http://www-stud.fh-regensburg.de/~koc36216/relbibel.htm

Ich habe mir deine Homepage angesehen und die Artikel gelesen. Und ich denke, dein Hauptproblem war und ist, das die Bibel nicht mit d e i n e n Ansichten über Gott (bzw. die Erzählungen in ihr) übereinstimmen. Dort bist du wohl auch in diese Krise gekommen. Aber, wieder mal recht krass ausgedrückt: Deine Vorstellung von Gott hat keinen Anspruch auf Richtigkeit, wenn sie mit der Bibel kollidiert, dann hat die Bibel recht!!! Gott wird für uns immer ein Stück weit (manchmal sogar sehr weit) unvorstellbar und unverständlich sein.
dann hat die Bibel recht:
Nein. Das ist falsch.
Weiter bin ich mir auch des Übersetzungsproblems bewußt. Schon allein aus Folge von ihm kann man nicht "am Buchstaben kleben". Aber wenn ich ein Problem habe, dann schaue ich halt genauer hin, lese verschiedene Übersetzungen, schaue den Kontext an, bitte Gott um Erklärung usw. Aber ich stelle die Bibel selbst deswegen nicht in Frage! Es gibt ein gutes Zitat von glaube ich Mark Twain, wo er sagt, das er nicht mit den Stellen in der Bibel Probleme hat, die er nicht versteht, sondern mit denen, die er versteht! Und das ist nach meiner Meinung die richtige Haltung: Wenn ich etwas nicht verstehe, dann lasse ich es eben erst mal stehen und beschäftige mich mit dem, was ich verstehe. Das dürfte genug für ein ganzes Leben sein. Aber oft habe ich den Eindruck, daß scheinbare Unverständlichkeiten/Widersprüche in der Bibel als Entschuldigung dafür mißbraucht werden, überhaupt nicht anzufangen! (mit der Befolgung von dem, was man verstehen könnte). Mit anderen Worten: Man will gar nicht hören, was die Bibel sagt! Und dann schließt Gott die Tür erst mal endgültig zu und nimmt den Rest des Verständnisses auch noch weg (Zu diesem Thema hänge ich dir (wieder mal :) eine aktuelle Predigt von David Wilkerson an). Gott um Erklärung:
Dies läßt aber dann auch Raum für Interpretationen. Auch wenn Wolfgang diese Aussage gleich darauf wieder einzuschränken versucht.
 
was ich verstehe:
Das ist genau die Vorgehensweise, die auch ich praktiziere: Die Texte zu verinnerlichen, die ich verstehe. Andere „nicht verständliche“ Texte zu ignorieren führt dagegen natürlich zur blinden Bibelgläubigkeit, da eine kritische Auseinandersetzung so nicht stattfinden kann.

Dass Gott allmächtig ist, da stimme ich Dir zu. Nur muss dies deshalb nicht auf die Bibel übertragen werden.

Entschuldigung - warum nicht? Wenn uns nicht ein Haar vom Kopf fällt, ohne das Gott darauf aufpasst - sollte er bei so etwas extrem wichtigem, das einzige schriftliche, handfeste Zeugnis über ihn einfach wegschauen, es ihm egal sein, was dort steht? Dann könnte sich ja jeder entschuldigen, daß er Gott deswegen nicht gefunden/angebetet hätte, weil in der Bibel nicht die Wahrheit über ihn gestanden hätte. Allmächtig heisst allmächtig! Es gibt keine Zufälle, a l l e s muß an Gott vorbei. Keine überzeugende Beweisführung. Zudem ich nicht an den Fatalismus glaube.

Kein Jude würde über die alttestamentlichen Schriften sagen, sie seien von Gott inspiriert. Diese Denkweise haben erst wir Christen eingeführt.
Paulus:

2 Tim 3,16: J e d e Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, J e d e Schrift:
Vermutlich auch das Buch Mormon.

Zudem: Die Christen der Urkirche hätten bereits alle verloren, denn sie haben nie an die absolut richtigen Bücher geglaubt. Zum einen ist der jetzige Kanon (NT) erst sehr langsam gewachsen, und es gab in den ersten Jahrhunderten sehr viele Dispute darüber, welche Bücher in die Bibel aufgenommen werden sollen. Die Urchristen haben aus Evangelien und Briefen gelesen, die heute als apokryph gelten. Selbst im Mittelalter war dies noch so. In unsere Zeit hat sich beispielsweise der Ochse und der Esel in der Weihnachtskrippe gerettet. Ein Bild, das im Pseudo-Matthäusevangelium beschrieben ist. War es denn jenen damals nicht bewusst, dass diese Schriften apokryph sind?
Zur Bibelentstehung habe ich mich schon mal geäußert...

Ich will Dir damit keinen Millimeter von Deiner Überzeugung nehmen. Nur musst Du verstehen, dass ich davon nicht abgehen kann. Du schreibst:
Wenn Du sagst, durch Dein persönliches Erleben zeigt dir Gott was richtig und was falsch ist - dann behaupte ich etwas anderes und Du kannst es nicht widerlegen. Wenn Du an der Bibel zweifelst, dann sägst Du Dir den Ast ab, auf dem Du sitzt. Wenn Du Gott in Dein Schema Deiner (vorstellbaren) Möglichkeiten preßt, dann kannst Du auch nicht an Hilfe in ausweglosen Situationen erwarten. Gott ist himmelweit über unseren Vorstellungen, jede Einschränkung an ihn ist unzulässig und macht den Glauben an ihn wertlos. Du baust Deinen Glauben mit Holz und Stroh, um im biblischen Bild zu bleiben, wenn Du über die Bibel urteilen willst. Und sobald auch nur der geringste Sturm kommt (und Du kannst Dich darauf verlassen, daß er kommt), fliegt alles weg. Gott ist so keine "feste Burg" für Dich, sondern nur eine Buschhütte.

Dies ist Deine Überzeugung. Gut. So soll es auch sein, wenn es Dein Weg ist. Doch Du musst mich verstehen. Wenn ich absolut an die Bibel und den Inhalt glauben würde, dann würde mein ganzer Glaube in nichts zusammenbrechen.
glauben würde, dann:
Die Formulierung ist fehlerhaft. Richtig wäre: "Wenn ich ... glauben müßte, dann ...". Das Resultat kann nur sein: Fanatismus oder Ablehnung. Fanatismus entwickelt sich stets, wenn eine widerlegte Ansicht um jeden Preis verteidigt wird. Meine Seite ist jedoch mehr die Vernunft, der Verstand (wobei ich nicht sagen will, dass ich davon besonders viele besitze). Dies hätte eine (totale) Ablehnung zur Folge.
Warum?

Denn ich habe es schon einmal gemacht und dabei meinen Glauben verloren.
Welchen Glauben hast/hattest Du überhaupt?

Glücklicherweise nicht restlos. Gott hat mir geholfen, einen für mich gangbaren Weg zu finden.
nicht restlos:
(Siehe auch vorigen Kommentar.) Dies konnte nur sein, weil ich die Bibel als das sehen lernte, was sie ist: Ein von Menschenhand geschriebener Bericht von wahren Begebenheiten, aber auch von Legenden.
Wie sieht der genauer aus?
Auch Deine scheinbaren Widersprüche in der Bibel kommen aus deiner "menschlichen" Sichtweise und, krass ausgedrückt, unzureichenden Bibelkenntnis.
Widerlege mir meine Ansichten.

Hast Du schon mal Widersprüche gemailt? Da muß ich mal nachschauen, ansonsten schicke mir einfach mal ein paar Stellen, mit denen Du Probleme hast. Das ist dann echt ein reizvolle Aufgabe, da nachzuforschen...
Du bezweifelst einerseits die generelle Glaubwürdigkeit der Bibel, aber anderseits schaust Du buchstabengetreu hin und bemängelst Widersprüche.
Hier hast Du mich erwischt. :-)
Darüber amüsiere ich mich gerne, wenn ich mit anderen diskutiere, aber Du hast es gut erkannt. Dies lässt sich als Schwachpunkt in meiner Argumentation sehen.
Aber nur scheinbar. Denn ich bezweifle die Bibel nicht generell. Ich prüfe jedoch jede Aussage.

Was ist dein Maßstab über wahr und falsch???
wahr und falsch:
Dies erwähnte ich schon: Die Gebote von der Gottesliebe und der Nächstenliebe.
Eines kannst Du jedenfalls sagen: Wenn ich mit einer Bibelstelle etwas begründe, so steht diese Begründung auf wackligen Beinen. Denn wenn ich einen Abschnitt als nicht wahr ansehe, so leugne ich ihn auch.
Letztlich hat jedes Gedankengebäude meinerseits, jede Überzeugung aber auch eine Verbindung zur Bibel, die für m i c h gültig ist. Damit begründe ich meine Ansicht für mich und teile sie so auch mit. Du kannst sagen: So ist das nicht. Für mich jedoch hat es Gültigkeit. Ich weiss, auch das lässt sich als Absolutheitsanspruch deuten.
Eine Freundin sagte kürzlich zu mir: Es wäre schade, wenn es die vielen verschiedenen Kirchen und christlichen Gruppierungen nicht mehr gäbe, sondern nur eine einzige Einheitskirche. Es ginge dadurch die Vielfalt verloren.
Sie hat damit Recht.

Ich stimme ihr auch zu. Nur die Feindschaft/Streit zwischen den einzelnen Gruppen ist etwas vollkommen unnatürliches.

Nur noch dies schnell als Beispiel. Da werden wir auch auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Denn ich lese aus Jeremia und Ezechiel einfach das meiner Ansicht nach korrektere heraus.
Die Zeit läuft mir weg... Nur noch zwei Stellen:
"Erbsünde"/Schlechtigkeit des Menschen: Römer 5,12, Römer 7,19
1.Mose 8,21 (Gott sagt das!)

Das mußt du mal genauer ausführen. Im Moment verstehe ich nicht, was damit sagen willst.

sagen willst:
Geht mir, wie gesagt, genauso. Nur weiß ich nicht mehr, was ich schreiben wollte.

Viele Grüsse und bis bald mal wieder
Ebenfalls, wir haben jetzt übrigens wieder Ferienbibelkreis. Jeden Di um 19.30 bei T... S..., .... 5 (nahe ...).
Vielleicht hast Du mal Zeit...

Tschau
Wolfgang

 
 
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