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Briefwechsel mit einem Freikirchler

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Brief vom 04.02.1999

Hallo Wolfgang!

Nun also noch zu der Formulierung, dass Gott furchtbar in seinem Zorn sein kann. Oder eben auch nicht.
Vorhin bin ich nicht mehr zum Ausformulieren gekommen.

Meiner Ansicht nach kann Gott gar nicht zornig in dem Sinne werden, denn er kennt unsere Schwächen. Zudem ist ihm dies gar nicht möglich. "Gott ist die Liebe", wie in 1 Joh 4,16b steht. Die Liebe. Es bleibt kein Platz für Zorn, Wut und Vergeltung. Dies würde der Liebe widersprechen. Im Gegenteil. Hier möchte ich noch einmal auf die Geschichte vom verlorenen Sohn verweisen. Der Vater sieht den Sohn schon von weitem. Er wartet schon, jahrelang hat er gewartet. Er ist immer da. Kein Vorwurf, keine Rüge. Nur Annahme und bedingungslose Liebe.

Eines darfst Du nicht missverstehen: Ich relativiere die Sünde nicht. Sünde ist und bleibt etwas, dass wir vermeiden und verbessern sollten, ja müssen. Doch was ist Sünde? Was ist falsch und was ist richtig?
Wir entscheiden oft über Dinge, die nicht uns, sondern einzig Gott angehen. Denn er allein kennt unser Inneres. Und auch das Innere der anderen. An dieser Stelle kannst Du mich nun stark kritisieren, doch ich bin dieser festen Ansicht: Es steht mir selbst nicht zu zu behaupten, ob Hitler nun in den Himmel kommen kann oder nicht. Natürlich, den Handlungen nach war er ein sehr schlechter Mensch und ich würde ihm nicht verzeihen können. Aber kann ich Gott vorgreifen? Dies steht mir nicht zu. Ja, kann ich denn sagen, ob er ihm nicht sogar Verzeihen wird? Denn Gott wird dies tun, wenn Hitler ihm nur die kleinste Gelegenheit dazu gegeben hat. Hitler war trotz allem ein Mensch, doch davon ist in den Geschichtsbüchern nichts zu lesen. (Du kennst sicher auch das Gleichnis von den Arbeitern, die denselben Lohn bekommen haben, obwohl sie unterschiedlich lang arbeiteten.)

Du hast das Schlagwort vom "Lieben Gott" gebraucht. Diese Umschreibung ist sicher nicht zeitgemäss und eine verniedlichende Darstellung unseres Gottes. Ich ziehe es vor vom liebenden Gott zu sprechen.

Noch zum Wort furchtbar. Ich will es anders bezeichnen. Wir haben einen gerechten Gott. Dies ist etwas völlig anderes.
Wenn ich von furchtbar rede, so kann ich auch die Begriffe und Vorstellungen der Hölle, des "Feuersees" und wie es immer weitergeht verwenden. Also den Qualen, die die Sünder zu erleiden haben.
Doch dies sind nicht die Taten eines liebenden Gottes.

Es wird keine Hölle geben. Es wird nur heissen entweder oder.
Und das Oder bedeutet den zweiten Tod, wie es in der Offenbarung des öfteren heisst. Irgendwo in den Evangelien spricht glaube ich auch Jesus vom zweiten Tod. Wo dies ist, weiss ich jetzt nicht genau. Wir können aber auch die Umkehrversprechung nehmen. Jesus sagt (Joh 8,51): Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.
 

Ein letzter Gedanke noch: Gott kennt unsere Schwächen. Er kennt sie ganz genau. Er weiß, wo die Probleme von uns Menschen sind und er weiß auch, wie schnell wir von seinem Weg abkommen. Unser Leben mit Gott erfordert ständig einen Neubeginn. Einen Neubeginn!! Du bemühst Dich, ich bemühe mich. Doch wir kommen immer wieder ab vom Weg. Und Gott weiss dies. Wer von uns dürfte auf Erbarmen hoffen, wenn wir einen so strengen und unbarmherzigen Gott hätten? Wer von uns könnte Gnade erlangen, wenn wir einen furchtbaren Gott hätten?
 

Jetzt ist es eine Predigt geworden. Das soll es nicht sein. Es sollen nur meine Gedanken sein.

Viele Grüße sendet Dir

      Christian

 
 
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