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Briefwechsel mit einem Freikirchler

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Der Auslöser
 
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29.03.1999 (W)
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Brief vom 15.03.1999

Hallo Christian,

wieder einmal habe ich nicht mehr allzuviel Zeit, aber ich will trotzdem noch Deine Mail beantworten.
Irgendwo habe ich ein trauriges Gefühl, nachdem ich so Deine Mail gelesen hatte... (das soll dich aber nicht belasten).

Zunächst mal habe ich mir unseren ganzen Mailwechsel nochmal durchgelesen. Und ich bleibe auch bei allem, was ich geschrieben habe, nur einmal ist mir aufgefallen, daß ich Dir im Bezug falsch geantwortet (ich dachte, Du meintest eine andere Bibelstelle) habe (Du hast die Stelle mit dem Auftrag an zwei Söhne gemeint, wo beide entgegen ihrer ersten Aussage handelten und ich war beim "verlorenen Sohn). Das kam wohl aus der Hektik beim Schreiben.. :). Aber das war die einzige Stelle.

einzige Stelle:
Dieser Absatz verdeutlicht die Sinnlosigkeit unseres Briefwechsels. Er scheint ebenso überzeugt von seiner Ansicht wie ich von meiner. Wobei es mir letztlich nicht darum geht, ihn von meiner zu überzeugen. Wenn er glücklich mit seiner Meinung wird, bitte sehr. Was ich jedoch verlange ist mehr Toleranz.

Ich will auch nicht einen total strengen, zornigen Gott vertreten, wie es vielleicht manchmal aussah. Es ist nur so, daß Dein Gottesbild total einseitig ist und nicht dem entspricht, was die Bibel über Gott sagt. Deswegen habe ich versucht, die andere Seite Gottes darzustellen. Aber natürlich gehören beide zusammen!

strengen, zornigen:
Einen „zornigen“ Gott leugne ich. Das Wort „streng“ ersetze ich durch das Wort „gerecht“. Und das Wort „mild“ füge ich noch an. Wolfgang hat recht, daß das Gottesbild v.a. des AT nicht meinem heutigen Bild entspricht. Denn Wolfgang hat übersehen, welches Bild uns Gott von sich durch den neuen Bund offenbart hat.
Dann dein Umgang mit der Bibel. Ich habe irgendwie den Eindruck, daß Du gar nicht auf meine Argumente eingehst, gar nicht über sie nachdenkst. Du gehst mit der Bibel echt wie mit einem Selbstbedienungsladen um, und pickst dir nur raus, was DIR passt. Einmal schreibst Du, daß Du das NT für "glaubwürdiger" bzw. inspirierter als das AT hältst. Als ich Dich darauf hinweise, das z.B. im Römerbrief eindeutig gesagt wird, daß der Mensch von Geburt an schlecht ist, sagst Du, Du hältst irgendwelche Stellen im Jeremia/Hesekiel [Jeremia/Ezechiel] für glaubwürdiger! Merkst Du nicht, was Du da tust??
Du bastelst Dir Deine eigene Religion zusammen, die aber nichts (bzw. nur begrenzt) mit der Wirklichkeit zu tun hat! So kannst Du mit Gott nicht umgehen!
für glaubwürdiger:
Das eine schließt das andere nicht aus. Zudem Paulus teilweise sehr extreme Ansichten vertritt.
 
Wirklichkeit:
Definition von Wirklichkeit: seine oder meine?
 
mit Gott nicht umgehen:
Wieder die falsche Ausgangslage. Er setzt Gott erneut mit den Worten der Bibel gleich, ohne meine Sichtweise zu bedenken.
 
Was den Priester und seine Fragen angeht, den Du erwähnt hast:
Die zweite Frage ist ganz gut, aber die erste vergißt Du am besten noch schneller, wie du sie gehört hast. Wir sind Gottes Geschöpfe, er ist der "Chef"! Die Frage, die wir uns zu stellen haben, ist nicht: "Was erwarte ich von Gott?" sondern "Was erwartet Gott von mir?!!!"
Auch seine Frage hat Berechtigung. Doch ebenso dürfen Erwartungen an Gott geäußert werden.
Wie die Bibel kann ich mir Gott doch nicht zurechtschnitzen, wie er mir paßt, so nach dem Motto: Jedem sein passender Gott! Welch' ein Unterschied besteht doch zwischen dem ALLMÄCHTIGEN, der nur durch ein Wort seines Mundes das All, die Erde, die Tiere und Pflanzen und schließlich den Menschen geschaffen hat und uns! Wie beschränkt sind doch unsere Möglichkeiten gegen IHN! Staub sind wir, vergänglich und ER, der Ewigseiende, der allein Unsterbliche.... Und dann die Frage: Was erwarte ich von Gott! Du mußt dir diese Frage mal genauer durchdenken, was sie alles in sich schließt. Der Hochmut, der hinter ihr steht, ist kaum noch zu überbieten.

Jedem sein passender Gott:
Das ist sowieso unvermeidlich, da jeder eine andere Vorstellung von Gott hat.
 
geschaffen hat:
Und wieder Schöpfungsgeschichte.
 
Hochmut:
Falsch, dahinter steht kein Hochmut. Wir sind doch nicht Gottes Sklaven. Denn dann müßte ich mich ducken und kuschen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Gott bezeichnet uns als seine Kinder. Wir sind Kinder Gottes. Und Jesus nimmt uns als Brüder und Schwestern an. Gott hat uns eine Regel mit auf den Weg gegeben, aber er will keine einseitige Beziehung zu uns.
 
Wenn Wolfgang an dieser Stelle aufgehört hätte, dann wäre unser Briefwechsel in aller Ruhe ausgeklungen. Das war nun eine Zusammenfassung seiner Auffassung, davor hatte ich meine gebracht. Damit sind die Positionen klar bezogen. Aber ab der Stelle mit dem Hochmut bin ich zornig geworden.

Priester zu sein bedeutet übrigends nicht, gläubig-vorbildlich zu sein. Gerade bei der katholischen Kirche kann man so ziemlich alles machen - wie z.B. Meditation, das in der ganzen Bibel keine Entsprechung hat (und wovor ehemals Aktive, die gläubig wurden, aus eigener Erfahrung warnen).

die gläubig wurden:
Demnach sind Katholiken also nicht gläubig.
 
warnen:
aus einem eBrief von Michl: "Das andere ist, dass ich mich ueber den Brief von Deinem "Spezl" ;) geaergert habe. Wer nicht bereit ist, von selbstgezimmerten Absolutheitsanspruechen abzuweichen bzw. stellenweise einen solch unreflektierten [uuups] erzaehlt, der sollte vielleicht nicht gerade ueber andere und schon gar nicht ueber Priester, die ihren Glauben (hoffentlich) zum Beruf gemacht haben, urteilen. Deine Konsequenz, an diesen Treffen nicht mehr teilzunehmen, finde ich schonungslos ehrlich und in der Begruendung richtig. Auch der Mut, sich auf der Suche nach einem "erfuellenden" Bibelkreis einer fremden Gruppe anzuschliessen und nach einer intensiven Beschaeftigung mit ihr wieder zu loesen, noetigt mir Respekt ab. Die Antwort Wolfgangs darauf moechte ich nicht mehr kommentieren. [uups uups uuuups upsups]"

Es gibt auch keine zwei Seiten im Glauben und schon gar nicht eine Konkurrenz zwischen ihnen. Wenn Gott so ist wie in der Bibel beschrieben, offenbart er doch nicht dir persönlich etwas anderes!

Die Bibel blockiert auch nicht das Verhältnis zu Gott, das wäre ja Wahnsinn! Gerade durch die Bibel redet oft Gott zu mir (das kann dir jeder echte Christ bestätigen), ermutigt und tröstet mich, weist mich aber auch zurecht. Und gerade in der Bibel legt Gott für jeden verständlich seinen Willen dar. Und gerade durch sie kann ich Gott kennenlernen, wie er reagiert, was ihm gefällt usw. Natürlich hat er auch andere Wege, zu mir zu reden - aber das ist (inhaltlich) eine Einheit mit den Aussagen der Bibel! echte Christ:
Wie schön, dass er mich hier indirekt als „unecht“ bezeichnet.

Noch was zu Campus: Campus ist keine Gemeinde, sondern überkonfessionell. Bei uns kannst Du alle finden: Freikirchliche und katholische, evangelische, charismatische und konservative Christen. Das finde ich ganz toll. Aber ich gehe nicht wegen der Organisation zu Campus, sondern wegen der Menschen dort. Das ist ein Unterschied.

konservative:
Da er das Wort konservativ erwähnt. Eigentlich hatte ich mich bis vor kurzem immer als sehr konservativ gesehen ...
Und die Zentrierung auf Jesus ist lebensnotwendig. Wenn irgendeine Kirche das nicht hat, dann ist das für mich ein sehr deutliches Zeichen auf eine Sekte. Denn Jesus ist DIE zentrale Figur in der ganzen Bibel, ohne IHN könnten wir alle einpacken!

Zum Schluß möchte ich nochmal sehr deutlich etwas sagen, denn ich will nicht schuld daran sein, daß Du einen falschen Weg gehst oder ich dich nicht gewarnt hätte, obwohl ich es besser gewußt hätte:

ich es besser gewußt:
Hier kommt sein Absolutismus besonders deutlich hervor.
Ich finde es toll, daß Gott so sehr als den liebenden Gott kennst, weil ich weiß, daß ich dort noch Defizite habe. ABER: Dieses Bild von Ihm, das Du hast, ist nicht vollständig. Du baust Dir Gott nach Deinen eigenen Vorstellungen zusammen. Und wenn Du nun Deinen Weg mit diesen Vorstellungen neu ausrichtest, dann landest Du überall, aber nie und nimmer bei Gott.

Damit möchte ich schließen und ich wünsche und bete, daß Dir wenigstens einmal Gott in seiner Herrlichkeit begegnet, er sich Dir offenbart.
Vielen Dank auch für Deinen Abschlußwunsch, er ist echt schön!

Wolfgang

 
 
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